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Wie komme ich an mein Geld aus unbezahlten Rechnungen?

 
Ich arbeite seit 20 Jahren selbstständig als Dachdecker und habe schon öfters so meine Probleme mit nicht zahlenden Kunden gehabt, was ich aber nach einigen Mahnschreiben und Anwaltsdrohungen aber dennoch irgendwie regeln konnte. Aber leider hat sich die Zahlungsmoral in den letzten Jahren zunehmend verschlechtert, sodass ich nun langsam den Punkt erreicht habe, wo ich um meine Existenz bange.

Bei Summen, die bald in den fünfstelligen Bereich gehen, kann das Abwarten und das Hoffen auf Einsicht ganz schön an die Nerven gehen. Inzwischen denke ich darüber nach eine Inkassofirma zu beauftragen, scheue aber die hohen Provisionen, denn 10 % von einer fünfstelligen Zahl ist auch nicht ohne.
  
Angler
 
 
 
Ihr Problem ist ein ganz typisches der deutschen Handwerkerbranche und es ist gut, dass Sie rechtzeitig darauf achten. In der Tat gehen jedes Jahr immer wieder Betriebe in den Ruin und müssen Insolvenz anmelden, weil Kunden ihre Rechnungen nicht beglichen haben.

Da Ihre Aufträge durchaus eine gewisse Größenordnung haben, sollten Sie das Thema Factoring mit einem Firmenkundenberater besprechen. Ich kann leider nicht beurteilen, ob Ihr Unternehmen groß genug für die Kooperation mit einem Factoring-Partner ist (wenn größere Summen nur einmal im Monat vorkommen, wird es sicher schwer), aber falls möglich, lohnt es sich in jedem Fall.

Kurz zur Erklärung, was Factoring denn eigentlich ist:

Im Rahmen eines Factoringabkommens schließen Sie mit einem sogenannten "Factor" ein Abkommen über die Zession (= Abtretung) von Gläubigerforderungen aus den in Rechnung gestellten Leistungen. Das heißt ganz einfach, dass Sie Ihre Forderungen an Kunden an jemanden anders verkaufen, der Ihnen bares Geld dafür gibt. Selbstverständlich erhalten Sie nicht den vollen Betrag, der Factor will ja auch etwas verdienen. Bei einer Marge von 5% hieße das, dass Sie von einer Rechnung über 100.000 EUR selbst nur 95.000,00 erhalten.

Das hat aber wesentliche Vorteile für Sie, die existenzrettend sein können:

- Der Factor übernimmt das Delkredererisiko (Ausfallrisiko) der Forderung, Sie erhalten Ihr Geld in jedem Fall
- Der Factor entbindet Sie vom Debitorenmanagement - da Sie Ihr Geld direkt erhalten, brauchen kein professionelles Management mehr für säumige Zahler, die sind jetzt das Problem des Factors.

Der Factor wird natürlich nur Forderungen ankaufen, die einwandfrei sind. Eine Forderung, die schon 6 Monate überfällig ist, wird man Ihnen sicher nicht abnehmen. Zukünftige Forderungen, die nicht zweifelhaft sind, können Sie dann aber in der Regel an den Factor verkaufen.

Die Gebühren, die das Factoring mit sich bringt sollten Sie gegenrechnen zu den entstehenden Inkassokosten, wenn diese öfters anfallen und gar zu einem kompletten Ausfall einer Forderung - auch das kann ja passieren. In den meisten Fällen sind Factoring-Unternehmen dann zwar gut bezahlt, es ist aber eine lohnende Investition, die viel Sicherheit mitbringt.

Ansonsten können Sie bei Aufträgen mit höheren Summen auch dem Kunden nahelegen, er möge bei der Bank eine Bürgschaft (ein sog. Aval) hinterlegen für den Auftrag - dann geht das Delkredererisiko an die Bank des Kunden über. In den meisten Fällen wird hier aber die Verhandlung zäh sein - der Kunde muss ja für das Aval bezahlen und wird das sicher nicht wollen. Factoring ist auch da etwas bequemer, denn Sie risikieren nicht einen Kundenauftrag zu verlieren, weil sich der Kunde da gegen irgendwas sträubt.

Sprechen Sie einmal den Fall mit Ihrem Firmenkundenberater durch, er wird Ihnen sicher wertvolle Informationen geben, denn meine Erklärung zum Factoring ist wirklich nur die Kurzversion.

Ich würde mich freuen, wenn Sie Ihre Erfahrungen aus einem möglichen Beratungsgespräch hier niederschreiben. Es würde mich selbst auch sehr interessieren, ab welcher Menge an Forderungen und welcher Betragshöhe Banken Factoring anbieten bzw. an einen Vermittlungspartner weiterleiten.
  
Daeumling
 
 
 
Neuerdings bieten wohl einige Versicherungsgesellschaften im Rahmen einer gewerblichen Rechtsschutzversicherung auch den Inkassodienst mit an. Gerade wenn man öfter mal Probleme mit zahlungssäumigen Kunden hat, wird sich solch eine Investition vielleicht doch lohnen und auszahlen. Ich würde mir da ganz einfach mal ein Angebot machen lassen und wenn diese Versicherung vielleicht auch noch die Provisionsaufwendungen abdeckt, sollte das doch eine gute Investition sein.
  
Astrid
 
 
 
   
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